Sonntag, 14. April 2013

Amstel Gold Race 2013 – Von Saubären und Sauberen

Das war sie nun, meine erste Toertocht in Holland, und dann gleich das Amstel Gold Race, was für ein Start. Als ich mich allerdings für eine Startnummer beworben habe (ja, das muss man, und wenn man Glück hat wird man ausgelost), habe ich gedacht mich für ein Jedermannrennen zu bewerben. Deswegen habe ich mich auch für die 100 km entschieden, ein Rennen im April über die volle Distanz von 250 km ist dann doch etwas viel. Als ich dann die Startunterlagen bekomme, wird mir erklärt dass es kein Rennen ist, man sich an die Straßenregeln halten muss, man bis 19 Uhr Zeit hat ins Ziel zu kommen. Jetzt bin ich verwirrt, was ist denn das jetzt, was habe ich da eigentlich eingekauft für nen knappen Fuffi? Wenn es eher ein Radmarathon ist, hätte ich auch ne längere Strecke buchen können.

Die Anmeldung am Vorabend des „Race“ bringt wenig Klarheit, nur soviel, die Zeit wird wohl gemessen, weil meine Startnummer fürs Rad nen Chip hat. Startzeit ist von 7-11 Uhr. Ich entscheide mich für einen frühen Start, damit ich mit meiner Familie noch Valkenburg unsicher machen kann. 7 Uhr und 100 km – da bleibt der volle Samstag noch für die Familie. Nur die Wettervorhersage spielt nicht wirklich mit: 13.4.2013, 5 Uhr, es regnet, und soll auch den Rest des Tages schauerlich weitergehen, angeblich. Gut das ich mir das nur 100 km antun muss und wir am Nachmittag die Höhlen von Valkenburg erkunden wollen, da kann es regnen wie es will (tut es dann aber nicht…sondern es entwickelt sich der erste Frühlings-Nachmittag des Jahres).

Um 7 Uhr beginne ich so langsam zu verstehen, wie die hier an diesem Tag 12.000 Hobbyradler durchschleusen wollen. Das Startverhalten was ich von deutschen Radtourenfahrten / Radmarathons und auch den Radmarathons in den Alpen kenne findet hier nicht statt. Kleingruppen tröpfeln es dem grauen Himmel gleichtuend auf die nasse Strecke, kein Massenstart eines Riesenfeldes. Eigentlich sehr vernünftig, weil man so zumindest einen einigermaßen geregelten Autoverkehr ermöglichen kann. Am Geulhemmerberg nach knapp 3 km schließe ich mich einer ersten Gruppe an, mit einem Berliner Trio fühlt man sich wie zu Hause. Über schlammige Wirtschaftswege geht es im Zickzackkurs nach Maastricht und wieder hinaus. Schnell fahren kann man so nicht, das ist kein Rennen, das ist eine stinknormale Radtourenfahrt (Tourtocht in Holland), mit Zeitnahme, warum auch immer, Geldschneiderei vielleicht…..egal.

Nach ner halben Stunde kommt ne schnelle Gruppe von hinten, ich eingekeilt am Straßenrand, super. Zum Glück reißen die 3 Berliner eine Lücke und ich kann mitspringen, endlich fühlt sich das an wie Radfahren, cool. Am Maasberg muss ich beißen, Kopfsteinpflaster, bäh, kurz reißen lassen. Am Adsteeg bin ich wieder voll dabei, läuft gut. Mittlerweile seh ich aus wie Sau, mein Rad auch, eher wie ein Crossfahrer. Nach knapp 2 Stunden die erste und einzige Verpflegungskontrolle, leider. Erstens hätte ich keine gebraucht, zweitens war es sehr eng, und drittens war ich danach alleine, was zu befürchten war, keine Gruppen mehr. Dafür merke ich jetzt den Wind, der auf den restlichen knapp 50 km überwiegend von vorne weht. Und ich beginne zu merken, dass ich dank Umzug nach Den Haag kein Wintertraining hatte, und dank neuerlichem Wintereinbruch im März auch ein ziemlich lausiges Frühlingstraining hatte: kommt mal ne Gruppe, kann ich sie nicht halten, meine Form lässt zu wünschen übrig. So sinkt mein Stundenmittel, aber immerhin kann ich jetzt die Landschaft genießen. Der Fromberg ist cool, schöne Steigung, schöne Aussicht, ganz nach meinem Geschmack.

Kurz vor Valkenburg dann die Überraschung: blaue Tour (100 km) links abbiegen, alle anderen geradeaus. Ich mache das, und bin jetzt ganz allein. Während ich zuvor zumindest noch Radler gesehen habe, sind die wohl alle weitergefahren. Aber ich bin richtig, wenig später die Zeitmessung Sibbergrubbe. Versteh ich nicht, egal, so kann ich wenigstens in vollen Zügen die Anfahrt zum Cauberg genießen, und dann auch die Auffahrt. Hier ist keiner, ja was macht denn der Rest? Darüber nachdenken kann ich erstmal nicht, der Cauberg muss bezwungen werden, fieses Ding, steil, und lang, und die Profis müssen hier 4x hoch, uff. Oben dann noch 1,8 km bis in Ziel. Und da steh ich dann, wo muss ich hin? Die Leitgitter werden gerade aufgebaut, auch die Medaillenkisten werden gerade erst hingestellt, wo ich mein Deposit bekomme, kann mir keiner sagen. Ich wäre erst der Zweite der hier oben aufschlägt, so früh hat man nicht mit Finishern gerechnet. Ja was ist denn das für ne Planung: wenn man ab 7 starten darf, darf man ja wohl auch ab 10 wieder im Ziel sein. Verwundert schau ich mir das Treiben ein wenig an, wechsel noch kurz ein paar Worte mit meinem Leidensgenossen, der als Erster hier reingerollt ist, dann wird es kalt und ich fahre runter nach Valkenburg.

Noch ist es lange nicht 11 Uhr, und ich beginne zu verstehen, was hier passiert: die anderen Herrschaften haben alle ausgeschlafen, gemütlich gefrühstückt und sind dann aufs Rad gestiegen, und kommen mir jetzt entgegen, aus dem Startkorridor. Und als ich um 13:00 Uhr mit Familie das nächste Mal am Cauberg bin, um die Grotten zu besichtigen, ist der Cauberg von Radfahrern komplett bedeckt, irre. Und am Abend kann man schön erkennen, wer früh gestartet ist und wer nicht: die Saubären mit den dreckigen Rädern waren schon am frühen Morgen unterwegs, während die Sauberen erst aufs Rad gestiegen sind, als der Regen aufgehört und die Sonne die Straßen getrocknet hat. Letztenlich war es eine tolle Sache, auf dem Profikurs den Hobbyradlern eine offizielle Bühne zu geben, hat großen Spaß gemacht. Nächstes Jahr bewerbe ich mich für ne Langstrecke und fahr dann auch die anderen Hügel, die die Profis unter die Räder genommen haben.

Schlussakkord des Cauberg aus der Froschperspektive, schon steil....


  Am frühen Nachmittag des 13.4. war hier Hochbetrieb, um 10:30 war ich hier noch allein....
 






Und während draußen die Massen den Cauberg hochstampfen, schau ich mir in Stein gemeißelte Urzeitviecher in den Gemeindehöhlen an.

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