Samstag, 22. August 2015

Ein klein bisschen Triathlon in Veenendaal

Im letzten Jahr haben die Aggregators als Team mit Platz 5 beim 1/4 Triathlon von Veenendaal für mein bis dato bestes Endergebnis bei einem Rennen gesorgt. Grund genug hier nochmal aufzulaufen. Heuer stehen Joris und ich am Start. Allerdings sind wir als Einzelstarter unterwegs, bei der 1/8 Variante: 500m schwimmen, 20km radeln, 5km laufen. Mein kürzester Triathlon ever, und das wo ich doch eigentlich auf längeren Strecken zu Hause bin. Aber im Endeffekt bin ich froh über die Entscheidung, auch weil die Blessuren der Stürze der letzten Wochen noch nicht alle verheilt sind. Guter Test für kommende Aufgaben, sehen wir es als Training unter Wettkampfbedingungen. 

Das Schwimmen ist immer die problematische Disziplin, und das v.a. in diesem Jahr. Dank Umzug und Fingerverletzung hatte ich eine richtig lange Pause vom Schwimmtraining. Und in den letzten Wochen habe ich auch nicht irre viel Zeit im Wasser verbracht. Mal schaun was da geht im Wasser. Pünktlich um 13:00 wird meine Welle der Ü40 Fraktion (etwa 110 Herren) auf die Reise geschickt. Wie nicht anders zu erwarten habe ich die rote Laterne gleich mal an mich genommen. Es kristallisiert sich allerdings gleich eine Schlussgruppe heraus, schnell mal durchgezählt, 7 Mann, prima, ich bin nicht alleine. Als ich mich durch die Gruppe nach vorne gearbeitet habe, ist das Hauptfeld enteilt. Und dann seh ich auf der Gegengeraden die nächste Startgruppe entgegenkommen, Schockschwerenot, die werden mich doch nicht etwa einholen. Als Spitzenreiter der Schlussgruppe gehts in die Wechselzone, gut eine Minute nach dem Hauptfeld, wie mich die Ergebnisliste später wissen lässt. Einmal umschauen, von der nächsten Startgruppe noch nix zu sehen, puh, Glück gehabt.

Ab aufs Rad und volle Kraft voraus, endlich nicht mehr hinterherkriechen, endlich auf der Überholspur. Nach 7,5 Minuten seh ich Joris auf die Strecke biegen, oha, der war aber schnell im Wasser. Er war in der nächsten Startgruppe, die 10 Minuten nach mir ins Wasser ging. Aber zum Glück läufts bei mir auf dem Rad ziemlich gut, der Wind steht etwas komisch, aber er ist nicht stark, ich komme gut voran. Ich nehme Joris pro Runde etwa 1:30 ab, ob das reicht, um mir fürs Laufen einen Vorsprung rauszufahren? Auch im Vergleich zum letzten Jahr bin ich deutlich schneller, 28 Sekunden im Schnitt pro Runde (6,31km). In diesem Jahr komme ich so auf einen Schnitt von 35,5km/h (34km/h im letzten Jahr), je oller je doller...

Der zweite Wechsel geht ziemlich in die Hose. Ich laufe an meinem Platz vorbei und bin fast am Ende der Bahn angekommen, Verwirrung pur, wo bin ich, wo muss ich hin. Ich trotte zurück und finde meinen Platz, das hat Zeit gekostet. Egal, Rad weg, Laufschuhe an und weiter gehts.

Auf der ersten Runde um den See zerfließe ich fast, boah ist das warm. Nach weniger als 12 Minuten bin ich erneut in der Wechselzone, letzter Durchlauf, letzte Runde. Es gibt leider keine Kilometermarkierungen, weswegen es schwierig ist zu beurteilen, wie es läuft. Nach schwimmen und radeln ist das Gefühl für die "richtige" Laufgeschwindigkeit etwas abhanden gekommen. Nach der ersten Runde bin ich aber zufrieden, jetzt nicht langsamer werden. Es läuft gar nicht schlecht, nur machen sich so langsam meine Füße bemerkbar. Ich habe mich entschieden, ohne Socken zu laufen, das hat zwar Zeit in der Wechselzone gespart, aber geht auf Kosten der Fußgesundheit, Blasenbildung inklusive. Ich rette mich ins Ziel und warte auf Joris. Von den 10 Minuten Vorsprung die ich hatte sind am Ende 6 Minuten geblieben, Respekt vor Joris, sehr sehr gute Leistung.

Der Blick in die Ergebnisliste zeigt dann die Details. Im Wasser verbringe ich gut 13 Minuten, Joris ist mehr als 3 Minuten schneller. Auf dem Rad gehen die Uhren wieder auf Null: knapp 33 Minuten brauche ich für die knapp 20 km, Joris ist mehr als 3 Minuten langsamer, fast Gleichstand, virtuell. Für die 5km zu Fuß brauche ich ziemlich exakt 23 Minuten, Joris bleibt knapp unter 20 Minuten. Am Ende bleibt für mich die Uhr bei 1:14:11 stehen, Platz 28 von 69 in meiner Altersgruppe. Damit bin ich sehr zufrieden, habe ich mir doch 1:15 als Ziel ausgegeben. Obwohl Sprints nicht wirklich meine Sache sind, war dieser Triathlonsprint tatsächlich eine Reise wert. Prima Veranstaltung, tolles Wetter und ein schöner Zeitvertreib. Von Packen bis Auspacken kann man kurzweilig 8 Stunden vergeigen, inkl Anfahrt und Vorbereitung und Nachbereitung. Einigermaßen uneffektiv (8h gesamt, 1:14h Sport) aber Spaß hats trotzdem gemacht. Und bis auf ein paar Blasen an den Füßen bin ich auch ohne weitere Blessuren davongekommen. So kann es weitergehen.


Sonntag, 16. August 2015

Die Randstad auf dem Rad – mit Sack und Pack und Familie

In der nun schon dritten Saison ist die Randstad mein sportliches Zuhause. Etwa 10.000 km habe ich in dem Gebiet zwischen Den Haag, Rotterdam, Utrecht, Amsterdam und Leiden zusammengekurbelt – ohne meine Familie. Dabei gibt es so viele schöne Ecken hier, die man per Auto nur schwer oder gar nicht erreichen kann. Das Fahrrad ist das perfekte Verkehrsmittel, einen guten und umfassenden Eindruck von der Gegend zu bekommen. Also muss die Familie mal mitkommen. Die 240 km lange Strecke durch die „innere Randstad“ (der Raum zwischen den oben genannten großen Städten) ist für mich zwar an guten Tagen nonstop mit dem Rennrad zu fahren, für die Familie kann man da aber einen prima einwöchigen Urlaub draus machen: vier Tage auf dem Rad und Familienprogramm an den Tagen dazwischen. Am 8. August 2015 sollte das kleine Abenteuer beginnen. Noch nie ist Anne soviel Rad gefahren, noch nie haben Julia und Fabian so lange im Hänger gesessen. Mit großer Spannung schauen wir dem Beginn der Reise entgegen. Der Wetterbericht verspricht tolles hochsommerliches Wetter, schonmal eine Sorge weniger.

Etappe 1

Mit Rückenwind fahren wir von Den Haag nach Hoek, ungewöhnlich, und Glück für Anne, entspannendes Einrollen zu Beginn. An Maasluis vorbei geht es Richtung Vlaardingen. Am Krabbeplas nach knapp über der Hälfte der Strecke war eigentlich eine Spiel- und Badepause eingeplant. Doch was ist das, sieht aus wie ein Festival, haben die etwa den Strand mitsamt Strandcafe blockiert? Im Abschätzen des Ausmaßes des Festivals aus der Ferne setze ich mein Rad samt Hänger fast in den Graben. Was für ein Schreck, in ziemlicher Schräglage hänge ich knapp oberhalb der Wasserlinie mit meinem Boliden und zwei schreienden Kindern im Anhänger. Anne hilft uns dreien wieder zurück auf die Straße, es ist zum Glück nix passiert. Baden können wir aber nicht nur wegen dem Festival nicht: Blaualgenalarm. So gibt’s nur eine Spiel- und Esspause, und weiter geht’s. Nach einer weiteren Eis- und Getränkepause am Schieweg nehmen wir das letzte Stück in Angriff. Pünktlich um 17 Uhr erreichen wir unsere Herberge für die nächsten zwei Nächte. Es ist ein Boot, nein, ein toll renoviertes altes Amsterdamer Fährschiff. Was für ein Glück, diesen Pott „geschossen“ zu haben.

Einziehen, einkaufen, und dann erstmal ein Schmutzbier,  in guter alter Hongkong-London Tradition, mit besten Grüßen an Volker Häring und China by Bike. Wenig später genießen wir unser Abendessen auf dem Deck des Schiffes, schauen den Schiffen und Wassertaxen zu, die unsere Unterkunft gut in Bewegung halten, es schwankt doch manchmal ganz ordentlich. Die Nacht wird dann unruhig, viele Mücken, dazu ziemlich laute Nilgänse auf dem Steg gegenüber, und überhaupt muss man sich an das Schlafen auf einem Schiff erstmal gewöhnen.

Den Sonntag verbringen wir im Rotterdamer Zoo, ein sehr schöner und abwechslungsreicher Zoo, mit dem wohl besten Spielplatz ever. Sieben Stunden sind wir dort unterwegs (Julias bester Freund Rolando mit Familie ist auch mit dabei).

Etappe 2

Am nächsten Tag ist die zweite Radetappe vorgesehen. Während die Familie noch ein bisschen Verpflegung für den Tag kauft, schleppe ich das Gepäck vom Schiff nach oben zu den Rädern. Das Beladen verzögert sich dann aber, weil meinem Hinterrad über Nacht die Luft ausgegangen ist. Nach Reifen flicken kommen wir um 12 Uhr los, reichlich spät.

Erst fahren wir an der Rotte entlang, dann ein Stück über Land zur Ijssel, der wir dann bis Gouda folgen. Leider sehen wir von der Ijssel selbst herzlich wenig, denn der Radweg läuft am Fuß des Dammes entlang, mit Blick auf die ausgedehnten Wiesen und Weiden. In Gouda halten wir dann eine späte Mittagsrast. Überraschenderweise will keines der Kinder ein Eis. Ich rufe ein paar Gerichte in den Raum, die sich vermutlich am Marktplatz finden lassen. Als ich das Wort Pizza in den Mund nehme, gibt’s kein Halten mehr. Also beehren wir einen Italiener, und machen uns später mit vollen Bäuchen auf die letzten 30 km nach Harmelen. Richtung Reeuwijkse Plassen fahren wir auf schmaler Straße, links Wasser, rechts Wasser. Ausweichen ist nicht möglich, ziemlich spektakulär. Der Rest nach Harmelen verläuft dafür umso unspektakulärer, nur Weideland entlang der A12, eine klassische Überführungsstrecke.

In Harmelen, unserem heutigen Ziel, haben wir im (soweit ich weiß) einzigen Hotel am Ort (Het Wapen Van Harmelen) ein Zimmer gebucht. Es erwartet uns ein schönes Zimmer, sehr hilfbereites Personal (wir parken die Räder und den Hänger im kleinen Saal des Hotels), gutes Essen, und eine prima Bierauswahl. So kann der Tag gut ausklingen…

Am Tag darauf wird es königlich, denn wir besuchen das Kasteel de Haar. Mit kindertauglicher Schlossführung, Schnitzeljagd durch den Schlossgarten und Essenspause im Café kann man als Familie ziemlich viel Zeit verbringen. Spannend, und noch nicht geklärt: die Bewohner des Schlosses hören auf den gleichen Namen wie mein favorisierter Whiskyladen in Den Haag (van Zuylen) – wo besteht der Zusammenhang?

Etappe 3

Am Mittwoch (12.08.) ist es erstmals auf dieser Tour ziemlich bewölkt, es gibt auch Hinweise auf Gewitter im Tagesverlauf, es wird doch wohl nicht… Wir brechen gegen 11 Uhr auf, fahren nach Maarssen und dann an der Vecht Richtung Amsterdam. Viele Herrenhäuser und große Boote sorgen für Abwechslung. Später geht’s dann Richtung Amstel, durch ein wahres Gewirr von Kanälen. Hier heisst es immer auf der richtigen Seite des Kanals zu sein, sonst radelt man kilometerweise Umwege, da spricht die leidvolle Erfahrung… Es fängt tatsächlich an zu regnen, jedoch nicht doll, es ist kein Gewitter. Und in Uithoorn ist es auch schon wieder vorbei. Das muss gefeiert werden, bei einem verdammt leckeren Eis am Ortseingang, mit Blick auf die Amstel und die Drehbrücke.

Mit Rückenwind geht es die letzten Kilometer an der Amstel entlang zum Sfeerstal, ein Bed & Breakfast Hotel mitten im Grünen, in einem wunderschönen Garten mit Spielplatz. Dass es mitten in der Einflugschneise von Schiphol liegt, macht zuerst skeptisch. Das ist jedoch vollkommen unnötig, weil es nachts herrlich ruhig ist. Und tagsüber stört es auch nicht.

Den letzten Brückentag verbringen wir im nahegelegenen Schwimmbad. Ok, schwimmen funktioniert nicht wirklich, es ist einfach zu voll. Aber zum Plantschen, Rutschen etc. reicht es allemal. Fabian ist gar nicht wieder aus dem Wasser zu kriegen. Auf dem Heimweg schläft er ein und ist dann fast nicht mehr wachzukriegen am Abend, es war wohl doch anstrengend. Nach einem Abendessen auf der Terrasse (wir sind die einzigen Übernachtungsgäste) und einer ausgedehnten Trampolineinheit geht es in eine unruhige Nacht. Heftige Gewitter entladen sich, und der folgende Tag verspricht auch regnerisch zu werden.

Etappe 4

Wir beginnen den Tag mit einem phantastischen Frühstück – ich weiß nicht, ob für Bed & Breakfast auch Sterne vergeben werden, aber Sfeerstal hätte Höchstnoten verdient, toll was hier geboten wird: frischgepresster Orangensaft, selbstgemachte Marmelade, und diverse Brot-, Käse- und Wurstsorten, dazu noch leckerster hausgemachter Kuchen. Mittlerweile hat es auch aufgehört zu regnen, und wir machen uns um 10:30 Uhr auf die Socken, auf nach Hause, mit dem Wind im Gesicht. Der Bauernhof am Zoetermeerseplas markiert etwa Streckenhalbzeit. Genau die richtige Gelegenheit für die Kinder, sich die Beine zu vertreten, Kälbchen zu streicheln, Ziegenbabys zu füttern, und sich selbst zu füttern. Wenig später spürt man so langsam Euphorie aufkommen, denn die Skyline von Den Haag erscheint am Horizont, das Ziel fast zum Greifen nah. Kurz vor 16 Uhr ist es geschafft: Wir sind wieder daheim, die Freude ist groß, und der Stolz auch.


Wir haben eine phantastische Woche in der Randstad gehabt, tolles Wetter, tolle Landschaft, tolles Essen erlebt und viel gesehen. Das erste Mal, dass wir sowas zusammen als Familie gemacht haben, und es hat alles prima geklappt. Julia, die vorher sehr skeptisch war, hat es als den tollsten Urlaub überhaupt bezeichnet. Anne hat sich nicht nur sehr wacker geschlagen, sie hat sehr gut mitgehalten, und ich denke, wir waren relativ zügig unterwegs, mussten immer wieder auch andere Radfahrer überholen, die ohne Gepäck unterwegs waren. Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit spiegelt das nicht 1:1 wieder, weil es immer wieder auch Passagen gab, die den Schnitt nach unten gedrückt haben: steile Brücken, Doppelbarrieren inklusive Umtragen, langsame Ortsdurchfahrten, etc. 


Etappe
Kilometer
Fahrzeit
Durchschnitt
Den Haag – Rotterdam
63,1 km
3:45 h
16,8 km/h
Rotterdam – Harmelen
57,9 km
3:39 h
15,9 km/h
Harmelen – Sfeerstal
60,7 km
3:44 h
16,2 km/h
Sfeerstal – Den Haag
57,4 km
3:42 h
15,5 km/h
Gesamt
239,1 km
14:50 h
16,1 km/h



Wer die Tour selber nachfahren möchte, die gpx Datei der vier Etappen zum Download.


Die Anfahrt auf Rotterdam, letzter Navigationsstopp und dann geht’s ab in die Stadt.


Unser Schiff für zwei Nächte, morgens der Blick aufs Deck…


…und die Familie beim Frühstück auf Deck.


Auf der Fahrt zum Zoo passieren wir die Rotterdamer Skyline, mit der Erasmusbrücke.


Schmetterlinge ganz nah, im Schmetterlingshaus des Rotterdamer Zoo.


Abendsonne auf unserem Schiff, so lässt sichs aushalten.


Und auch Fabi hat seinen Spaß, mit ein paar Enten und Plastikschiffen.


Auch unter Deck ist es sehr gemütlich, tolles Schiff.


Späte Mittagspause in einer Pizzeria auf dem Marktplatz in Gouda…


…in Sichtweite des altehrwürdigen Stadhuis.


Hinter Gouda fährt man über viele Kilometer auf schmalen Straßen durch ein Wasserparadies, mit handbetriebenen Klappbrücken.


Wasser gibt es auch danach noch genug, kurze Pause in Driebruggen.


Das Kasteel de Haar bei Utrecht ist sehenswert.


Umgeben von diversen Gärten…
…und natürlich auch wieder nah am Wasser gebaut.





Weiter geht’s durch die Außenbezirke von Utrecht, und auch wir müssen mal vor einer Klappbrücke warten, an der Vecht in Maarssen.


An der Vecht bei Breukelen.


Und noch mehr Wasser, die Oude Waver, ein Nebenfluss der Amstel.


Die Amstelfähre in Nessersluis bei Uithoorn, kurzes aber spannendes Intermezzo für die Kinder.


Der Sfeerstal in einem traumhaften Garten, Blumen ohne Ende.


Für die Kinder war das Trampolin im Garten allerdings wesentlich attraktiver.


Abstecher in den Kerkpad bei Papenveer, 10 m breit Land durch die Langeraarse Plassen.


Fast geschafft, von Stompwijk sind es noch etwa 20 km bis nach Hause.