Mittwoch, 3. August 2011

Großglocknerhochalpenstraße im August 2011

Nach dem Leistungstest vor einer Woche in der Schweiz kommen heute die Stunden der Wahrheit am Großglockner. Auch wenn man meint ihn zu kennen, sollte man ihn nicht unterschätzen, zu steil sind die Rampen, zu lang ist die Strecke. Zumal heute die Franz Josefs Höhe auf dem Programm steht. Und dazu gab es absolutes Kaiserwetter, klare Luft, Sonne satt, blauer Himmel – besser kann ein Tag in den Bergen nicht sein. Nach knapp 40 Minuten einrollen von Thumersbach über Bruck und Fusch beginnt die typische Beschilderung, weiße Schrift auf großem blauen Blechschild verkünden die Lokalität und die Höhe über dem Meer. Auf Bärenwirt folgt Bärenwerk folgt Embachkapelle. Hier ein letztes Stoßgebet, denn die ersten Rampen liegen direkt voraus. Auf 3 km überwindet man die ersten 300 Hm bevor es dann nochmal flach wird, bis zur Mautstelle. Die 3 km sollte man also ruhig angehen lassen, will man seine Körner nicht gleich zu Beginn verschießen.
Hinter der Mautstelle geht es in die erste richtige Rampe, und die ist lang und heftig. Die 12% Angabe am Straßenrand kommt nicht von ungefähr. Erholung gibt es erst wieder auf der Piffalpe, in den ersten 3 Kehren, aber auch nur in den Kehren, denn die Abschnitte dazwischen sind wieder richtig steil. Man kann das auch immer schön an den Höhenangaben mitlesen, wie steil es ist: 10 noch zu fahrenden Kilometern stehen etwa 1000 Hm gegenüber, also kein Grund sich zu entspannen. Nur am Parkplatz Piffkar wird es für wenige 100 m mal etwas flacher.

In der Hexdenküche wird so langsam klar, dass dieses perfekte Wetter nicht nur mich in die Berge getrieben hat, zu bescheiden war der Sommer bisher. Ein Auto nach dem anderen  schnauft den Berg hoch. Wenn man einen ruhigen autoarmen Pass möchte, dann sollte man den Großglockner meiden, oder ihn bei Regen fahren. So langsam kommt das erste Teilziel in den Blick, das Fuscher Törl. Hoch oben trohnt der Törlkopf und es ist noch ein gutes Stück Arbeit, bis man endlich das Ziel erreicht hat – das Zeil der offiziellen Glocknerzeitmessung. Wenn man sich unten ein Ticket gezogen hat, kann man sich hier oben in die Highgscore Liste eintragen lassen. Aber ich muss noch weiter, an Rekordfahrt ist nicht zu denken. Trotzdem: genau 100 min hat der Auftsieg von der Maustelle gedauert. Die 17,5 km von der Embachkapelle bis hier hoch habe ich in exakt 2 Stunden absolviert. In der ersten Stunde habe ich noch 10 km geschafft, dank Flachstpck vor Ferleiten. In der zweiten Stunde waren es dann nur 7,5 km kraftbetontes Fahren.

Man muss dazusagen, dass ich heute in der glücklichen Lage war, ein Begleitfahrzeug zu haben. Anne und Julia sind mit dem Auto am Glockner unterwegs und können so ein paar Wechselklamotten und v.a. Getränke transportieren. Die Wechselklamotten musste ich nicht in Anspruch nehmen. Das Wetter war so überragend, dass meine Minimalausrüstung (Windweste, Windjacke, Armlinge, Kopftuch) voll ausgereicht hat. Am Törlkopf wollte ich Anne das erste Mal treffen, aber sie kam nicht. Also geht’s weiter, obwohl meine Getränkevorräte langsam zur Neige gehen. Die Abfahrt zur Fuscher Lake ist steil, zwar nur 2 km, aber das wird auf der Rückfart kein Zuckerschlecken. Unten suche ich das WC auf, um eine Notration Wasser zu tanken. Dann geht’s 4 km zum Hochtor, dem eigentlichen Passübergang. Am Mittertörtunnel wird es nochmal flach und dann steigt die Straße wieder an. Kurz vor dem Hochtor kommen noch ein paar steile Serpentinen und dann ist auch der Teil geschafft. Aber er ist anspruchsvoller als gedacht, 25 min für 6 km.



Kurz vor dem Hochtor überholt mich Anne, endlich Nachschub tanken. Dann geht es durch den schwach beleuchteten Tunnel auf die andere Seite, und 6,5 km steil nach unten. Nach etwa 4 km kommt zum ersten Mal der Großglockner ins Bild, und die Straße dorthin. Tief unten im Tal ist sie zu sehen. Hätten die Straßenbauer den Einstieg nicht etwas weiter nach oben legen können? Wieder auf unter 1.900 m über Meer angekommen, geht es rechts ab zur Franz Josefs Höhe. Nach dem bisher geleisteten tun die ersten Rampen richtig weh. Der Blick auf den näherkommenden Glockner entschädigt. Auch gibt es ein paar Flachstücke, sogar eine kurze Miniabfahrt am Glocknerhaus, 3 km vor dem Ziel. Hier stapeln sich die Autos, im wahrsten Sinn des Wortes. Wegen Überfüllung der Parkplätze an der FJH wird hier vorsortiert. Viele müssen warten, andere dürfen ihr Auto abstellen und mit dem Shuttle Bus nach oben fahren. Einfach irre dieser Andrang. Dann folgen die letzten Kilometer, die nochmal richtig steil sind. Am Ausgang der Galerie ist der Aufstieg dann geschafft. Dann geht es flach bis zur Aussichtsterrasse. Wie gut, dass ich ein Fahrrad habe und die Strecke nicht laufen muss. 49 min habe ich für die 8 km gebraucht, das war ja fast schon schnell. Hier oben muss ich länger warten bis Anne kommt. Aufgehalten am Glocknerhaus, trudelt sie erst nach mir ein. Da hier oben aber toll die Sonne scheint und kein Wind geht, ist es kein Problem, und das auf fast 2.500 m über Meer.



Nach 4 Stunden Fahrzeit sind die ersten 55 km geschafft, nun geht’s den gleichen Weg zurück. Gegen 14 Uhr verlasse ich die FJH. Am Glocknerhaus ist der Stau noch länger geworden, irre was da los ist. Aber das muss wohl der Höhepunkt gewesen sein, denn als Anne 2 Stunden später hier passiert, ist kein Auto mehr da. Wieder zurück an der Kreuzung nehme ich das schwerste Stück des Tages in Angriff, den Anstieg zum Hochtor. Was sich auf der Abfahrt angedeutet hat bewahrheitet sich leider: das Ding ist mächtig steil und kaum Gelegenheit zur Erholung. Selbst einige der wenigen Serpentinen sind so weit gebaut, dass man die Steigung nicht merklich reduzieren muss. 57 min brauche ich für den Aufstieg, zu Fuß ist man kaum langsamer.

Auch an den letzten 2 km zum Fuscher Törl zeigt sich, dass man nach 5,5 Stunden Fahrzeit diesen letzten steilen Hügel nicht unterschätzen sollte. Oben stehen dann 38 km Bergfahrt und etwa 3200 Hm zu Buche. Nach einer letzten Verschnaufpause folgt dann die rauschende Abfahrt ins Tal, zu schnell ist man wieder unten, kaum wahrnehmend, wie man sich hier Stunden zuvor hochgeschraubt hat. Je näher man Ferleiten kommt, desto schlimmer stinken die Autos, die einen überholen – Bremsen. Eine knappe Stunde sinds vom Törl zurück nach Thumersdorf. 6,5 Stunden Fahrzeit stehen am Ende auf der Uhr, und 110 km. Landschaftlich ein absoluter Hochgenuss, auch wenn einem die Strecke alles abverlangt. Durchgehend sehr steile Anstiege und ebenso steile Abfahrten. Die breite und gute Straße machen die Abfahrten allerdings zu einem Vergnügen.