Etappe 1
Mit Rückenwind fahren wir von Den Haag nach Hoek,
ungewöhnlich, und Glück für Anne, entspannendes Einrollen zu Beginn. An
Maasluis vorbei geht es Richtung Vlaardingen. Am Krabbeplas nach knapp über der
Hälfte der Strecke war eigentlich eine Spiel- und Badepause eingeplant. Doch
was ist das, sieht aus wie ein Festival, haben die etwa den Strand mitsamt
Strandcafe blockiert? Im Abschätzen des Ausmaßes des Festivals aus der Ferne
setze ich mein Rad samt Hänger fast in den Graben. Was für ein Schreck, in
ziemlicher Schräglage hänge ich knapp oberhalb der Wasserlinie mit meinem
Boliden und zwei schreienden Kindern im Anhänger. Anne hilft uns dreien wieder
zurück auf die Straße, es ist zum Glück nix passiert. Baden können wir aber
nicht nur wegen dem Festival nicht: Blaualgenalarm. So gibt’s nur eine Spiel-
und Esspause, und weiter geht’s. Nach einer weiteren Eis- und Getränkepause am
Schieweg nehmen wir das letzte Stück in Angriff. Pünktlich um 17 Uhr erreichen
wir unsere Herberge für die nächsten zwei Nächte. Es ist ein Boot, nein, ein
toll renoviertes altes Amsterdamer Fährschiff. Was für ein Glück, diesen Pott
„geschossen“ zu haben.
Einziehen, einkaufen, und dann erstmal ein Schmutzbier, in guter alter Hongkong-London Tradition, mit
besten Grüßen an Volker Häring und China by Bike. Wenig später genießen wir
unser Abendessen auf dem Deck des Schiffes, schauen den Schiffen und
Wassertaxen zu, die unsere Unterkunft gut in Bewegung halten, es schwankt doch
manchmal ganz ordentlich. Die Nacht wird dann unruhig, viele Mücken, dazu
ziemlich laute Nilgänse auf dem Steg gegenüber, und überhaupt muss man sich an
das Schlafen auf einem Schiff erstmal gewöhnen.
Den Sonntag verbringen wir im Rotterdamer Zoo, ein sehr schöner
und abwechslungsreicher Zoo, mit dem wohl besten Spielplatz ever. Sieben
Stunden sind wir dort unterwegs (Julias bester Freund Rolando mit Familie ist
auch mit dabei).
Etappe 2
Am nächsten Tag ist die zweite Radetappe vorgesehen. Während
die Familie noch ein bisschen Verpflegung für den Tag kauft, schleppe ich das
Gepäck vom Schiff nach oben zu den Rädern. Das Beladen verzögert sich dann
aber, weil meinem Hinterrad über Nacht die Luft ausgegangen ist. Nach Reifen
flicken kommen wir um 12 Uhr los, reichlich spät.
Erst fahren wir an der Rotte entlang, dann ein Stück über
Land zur Ijssel, der wir dann bis Gouda folgen. Leider sehen wir von der Ijssel
selbst herzlich wenig, denn der Radweg läuft am Fuß des Dammes entlang, mit
Blick auf die ausgedehnten Wiesen und Weiden. In Gouda halten wir dann eine
späte Mittagsrast. Überraschenderweise will keines der Kinder ein Eis. Ich rufe
ein paar Gerichte in den Raum, die sich vermutlich am Marktplatz finden lassen.
Als ich das Wort Pizza in den Mund nehme, gibt’s kein Halten mehr. Also beehren
wir einen Italiener, und machen uns später mit vollen Bäuchen auf die letzten
30 km nach Harmelen. Richtung Reeuwijkse Plassen fahren wir auf schmaler
Straße, links Wasser, rechts Wasser. Ausweichen ist nicht möglich, ziemlich
spektakulär. Der Rest nach Harmelen verläuft dafür umso unspektakulärer, nur Weideland
entlang der A12, eine klassische Überführungsstrecke.
In Harmelen, unserem heutigen Ziel, haben wir im (soweit ich
weiß) einzigen Hotel am Ort (Het Wapen Van Harmelen) ein Zimmer gebucht. Es
erwartet uns ein schönes Zimmer, sehr hilfbereites Personal (wir parken die
Räder und den Hänger im kleinen Saal des Hotels), gutes Essen, und eine prima
Bierauswahl. So kann der Tag gut ausklingen…
Am Tag darauf wird es königlich, denn wir besuchen das
Kasteel de Haar. Mit kindertauglicher Schlossführung, Schnitzeljagd durch den Schlossgarten und
Essenspause im Café kann man als Familie ziemlich viel Zeit verbringen. Spannend,
und noch nicht geklärt: die Bewohner des Schlosses hören auf den gleichen Namen
wie mein favorisierter Whiskyladen in Den Haag (van Zuylen) – wo besteht der
Zusammenhang?
Etappe 3
Am Mittwoch (12.08.) ist es erstmals auf dieser Tour
ziemlich bewölkt, es gibt auch Hinweise auf Gewitter im Tagesverlauf, es wird
doch wohl nicht… Wir brechen gegen 11 Uhr auf, fahren nach Maarssen und dann an
der Vecht Richtung Amsterdam. Viele Herrenhäuser und große Boote sorgen für
Abwechslung. Später geht’s dann Richtung Amstel, durch ein wahres Gewirr von
Kanälen. Hier heisst es immer auf der richtigen Seite des Kanals zu sein, sonst
radelt man kilometerweise Umwege, da spricht die leidvolle Erfahrung… Es fängt tatsächlich
an zu regnen, jedoch nicht doll, es ist kein Gewitter. Und in Uithoorn ist es
auch schon wieder vorbei. Das muss gefeiert werden, bei einem verdammt leckeren
Eis am Ortseingang, mit Blick auf die Amstel und die Drehbrücke.
Mit Rückenwind geht es die letzten Kilometer an der Amstel
entlang zum Sfeerstal, ein Bed & Breakfast Hotel mitten im Grünen, in einem
wunderschönen Garten mit Spielplatz. Dass es mitten in der Einflugschneise von
Schiphol liegt, macht zuerst skeptisch. Das ist jedoch vollkommen unnötig, weil
es nachts herrlich ruhig ist. Und tagsüber stört es auch nicht.
Den letzten Brückentag verbringen wir im nahegelegenen Schwimmbad. Ok, schwimmen funktioniert nicht wirklich, es ist einfach zu voll.
Aber zum Plantschen, Rutschen etc. reicht es allemal. Fabian ist gar nicht
wieder aus dem Wasser zu kriegen. Auf dem Heimweg schläft er ein und ist dann
fast nicht mehr wachzukriegen am Abend, es war wohl doch anstrengend. Nach
einem Abendessen auf der Terrasse (wir sind die einzigen Übernachtungsgäste)
und einer ausgedehnten Trampolineinheit geht es in eine unruhige Nacht. Heftige
Gewitter entladen sich, und der folgende Tag verspricht auch regnerisch zu
werden.
Etappe 4
Wir beginnen den Tag mit einem phantastischen Frühstück –
ich weiß nicht, ob für Bed & Breakfast auch Sterne vergeben werden, aber
Sfeerstal hätte Höchstnoten verdient, toll was hier geboten wird:
frischgepresster Orangensaft, selbstgemachte Marmelade, und diverse Brot-,
Käse- und Wurstsorten, dazu noch leckerster hausgemachter Kuchen. Mittlerweile
hat es auch aufgehört zu regnen, und wir machen uns um 10:30 Uhr auf die Socken,
auf nach Hause, mit dem Wind im Gesicht. Der Bauernhof am Zoetermeerseplas
markiert etwa Streckenhalbzeit. Genau die richtige Gelegenheit für die Kinder,
sich die Beine zu vertreten, Kälbchen zu streicheln, Ziegenbabys zu füttern, und
sich selbst zu füttern. Wenig später spürt man so langsam Euphorie aufkommen, denn
die Skyline von Den Haag erscheint am Horizont, das Ziel fast zum Greifen nah.
Kurz vor 16 Uhr ist es geschafft: Wir sind wieder daheim, die Freude ist groß, und
der Stolz auch.
Wir haben eine phantastische Woche in der Randstad gehabt,
tolles Wetter, tolle Landschaft, tolles Essen erlebt und viel gesehen. Das
erste Mal, dass wir sowas zusammen als Familie gemacht haben, und es hat alles
prima geklappt. Julia, die vorher sehr skeptisch war, hat es als den tollsten
Urlaub überhaupt bezeichnet. Anne hat sich nicht nur sehr wacker geschlagen,
sie hat sehr gut mitgehalten, und ich denke, wir waren relativ zügig unterwegs,
mussten immer wieder auch andere Radfahrer überholen, die ohne Gepäck unterwegs
waren. Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit spiegelt das nicht 1:1 wieder, weil
es immer wieder auch Passagen gab, die den Schnitt nach unten gedrückt haben:
steile Brücken, Doppelbarrieren inklusive Umtragen, langsame Ortsdurchfahrten,
etc.
Etappe
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Kilometer
|
Fahrzeit
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Durchschnitt
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Den Haag – Rotterdam
|
63,1 km
|
3:45 h
|
16,8 km/h
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Rotterdam – Harmelen
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57,9 km
|
3:39 h
|
15,9 km/h
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Harmelen – Sfeerstal
|
60,7 km
|
3:44 h
|
16,2 km/h
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Sfeerstal – Den Haag
|
57,4 km
|
3:42 h
|
15,5 km/h
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Gesamt
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239,1 km
|
14:50 h
|
16,1 km/h
|
Wer die Tour selber nachfahren möchte, die gpx Datei der vier Etappen zum Download.
Die Anfahrt auf Rotterdam, letzter Navigationsstopp und dann geht’s ab in die Stadt. |
Unser Schiff für zwei Nächte, morgens der Blick aufs Deck… |
…und die Familie beim Frühstück auf Deck. |
Auf der Fahrt zum Zoo passieren wir die Rotterdamer Skyline, mit der Erasmusbrücke. |
Schmetterlinge ganz nah, im Schmetterlingshaus des Rotterdamer Zoo. |
Abendsonne auf unserem Schiff, so lässt sichs aushalten. |
Und auch Fabi hat seinen Spaß, mit ein paar Enten und Plastikschiffen. |
Auch unter Deck ist es sehr gemütlich, tolles Schiff. |
Späte Mittagspause in einer Pizzeria auf dem Marktplatz in Gouda… |
…in Sichtweite des altehrwürdigen Stadhuis. |
Hinter Gouda fährt man über viele Kilometer auf schmalen Straßen durch ein Wasserparadies, mit handbetriebenen Klappbrücken. |
Wasser gibt es auch danach noch genug, kurze Pause in Driebruggen. |
Das Kasteel de Haar bei Utrecht ist sehenswert. |
Umgeben von diversen Gärten… |
…und natürlich auch wieder nah am Wasser gebaut. |
Weiter geht’s durch die Außenbezirke von Utrecht, und auch wir müssen mal vor einer Klappbrücke warten, an der Vecht in Maarssen. |
An der Vecht bei Breukelen. |
Und noch mehr Wasser, die Oude Waver, ein Nebenfluss der Amstel. |
Die Amstelfähre in Nessersluis bei Uithoorn, kurzes aber spannendes Intermezzo für die Kinder. |
Der Sfeerstal in einem traumhaften Garten, Blumen ohne Ende. |
Für die Kinder war das Trampolin im Garten allerdings wesentlich attraktiver. |
Abstecher in den Kerkpad bei Papenveer, 10 m breit Land durch die Langeraarse Plassen. |
Fast geschafft, von Stompwijk sind es noch etwa 20 km bis nach Hause. |
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