Eigentlich wollte ich heute ja den Triathlon in Kallinchen mitmachen. Nur habe ich den Teilnehmeransturm unterschätzt und dann war es zu spät. Auf eine Nachmeldung spekulierend hatte ich mich mit Familie am schönen Motzener See einquartiert, und dann war doch keine Nachmeldung mehr möglich. Schade, muss ich wohl zuschauen….aber Moment mal, da gibt’s ja noch ein Radrennen des Lausitz Cup in Lübben, ein sogennantes Jedermannrennen, wo eigentlich nur Radsportler ohne Rennlizenz mal Rennerfahrung und Rennatmosphäre schnuppern können. Eine tolle Erfindung, eigentlich….
Lübben ist von Kallinchen nur ne halbe Stunde entfernt, und Start ist erst am frühen Nachmittag. Das ist prima, ausgiebig frühstücken, gemütlich nach Lübben, nachmelden und auf den Start vorbereiten. Wo man auch hinschaut lauter blank rasierte Beine, und
Vereinstrikots, geht ziemlich professionell zu. Naja, an dem ursprünglichen
Plan ändert sich erstmal nix: so lange wie möglich am Feld dranbleiben und dann
mal schaun was geht. Wenn ich es schaffe, 5 der 8 Runden über je 9,5 km im Feld
zu bleiben kann ich nicht mehr überrundet werden.
Los geht’s 13:30 bei
sengender Hitze, 36°C. Bis Lubolz geht es flott aber sehr erträglich. Wenn das
so weitergeht, kann ich meinen Plan umsetzen. Dann eine scharfe Rechtskurve und
dann gings ab, Attacke an der Spitze und ab in den roten Bereich. Und als ich
dachte, jetzt isses aber schnell, packen die vorne nochmal was drauf – das
wars, statt 5 Runden halte ich nur 5 km durch und dann platze ich. Nur 2 sind
noch hinter mir, na immerhin bin ich nicht alleine.
Mit den beiden können wir uns ganz gut behaupten. Die fünfte
Runde nehme ich dann aber alleine in Angriff, die anderen haben das Handtuch
geworfen. Ich will mich aber nicht überrunden lassen, und muss es dann wenig
später doch geschehen lassen. So muss ich am Ende der 5. Runde das Rennen
beenden, nach 47 km und mit 32 km/h im Schnitt. Sehr krass, wenn ich mit einer
kleinen Gruppe dieses Tempo konstant fahre, kann ich 150 km oder mehr zurücklegen.
Wenn man aber früh in den roten Bereich geht, kann man sich nicht mehr so
erholen, dass man hier noch was reißen kann, zumindest nicht bei der lausigen
Vorbereitung in diesem Jahr.
Später lerne ich dann noch, dass hier durchaus
auch Lizenzfahrer dabei sind. Der professionelle Eindruck hat also nicht
getäuscht: das ist hier offensichtlich eine sehr anspruchsvolle Rennserie,
schnelle und spannende Rennen mit
richtig tollen Rennfahrern. Nur der Jedermanngedanke bleibt dabei auf der
Strecke. Wenn sich hier noch mehr Hobbyradfahrer anmelden, erleben die noch
viel früher ihr blaues Wunder als mir das passiert ist. Keine wirkliche Werbung
für den Radsport. Dabei wären Jedermannrennen eine schöne Brücke zwischen den
RTF-Veranstaltungen und den Lizenzrennen.
Zurück nach Kallinchen: dort wird der Jedermanngedanke noch
gelebt. Ich habe ein bisschen an der Radstrecke gestanden, und den
Hobbytriathleten zugeschaut. Da waren Mountainbikes und Touringräder,
professionelle Zeitfahrmaschinen und in die Tage gekommene Rennräder; Sportler
in Tria-Einteilern und solche mit Laufshirts auf dem Rad; Sportler mit
Clickpedalen und Radschuhen und solche mit Laufschuhen auf Bärentatzenpedalen –
und das obwohl die Ausrüstungsregeln beim Triathlon sehr streng sind. Aber es
ist sehr sympathisch zu sehen, dass hier jeder der eine funktionsfähige
Ausrüstung besitzt einmal probieren kann, wie ein Triathlon sich anfühlt. Und
dabei werden auch die Cracks nicht gestört, die hier auf der Jagd nach
Topzeiten sind. Sehr sympathisch das Ganze. In der Laufszene funktioniert das
auch, Straßenläufe über diverse Distanzen, durch Städte, z.T. mit Topläufern am
Start, und jeder kann mitmachen der sich dazu in der Lage fühlt.
Doch wie schafft man das beim Radfahren, wie sollen wir
unsere Kinder davon überzeugen, mit dem Radsport anzufangen, wenn die Kluft
zwischen Hobberad sportlern und einer hochtrainierten Elite zu groß ist. Klar,
man kann sicher nicht immer Jedermann-Radrennen mit verschiedensten Startgruppen etablieren, so wie es beim Velothon
oder den Cyclassics angeboten wird. Ein zusätzliches Rennen beim Lausitz Cup
könnte hier aber schon für Abhilfe sorgen. Ein Rennen, das man in der Region
bei den Hobbyathleten bewirbt, wo jeder einmal die Chance hat, unter Polizeischutz
schnell Rad zu fahren – und schnell muss hier nicht heißen, mit 45 Sachen über
die Straßen zu knallen. Für so Fahrer wie mich wäre es schön wenn es neben RTF
und Radmarathons und solchen Jedermannserien wie dem Lausitz Cup noch was
anderes gibt, was es Jedermännern wie es sie beim Laufen und Triathlon gibt
eine Bühne bietet um sich mit anderen aus Spaß zu messen. Ich habe nie den
Anspruch ein Rennen zu gewinnen, aber mal wieder so richtig alles aus sich
rauszuholen klappt am Besten in einer Form von Wettstreit, der am Besten
organisiert abläuft um genügend weitere Wettstreiter zur gleichen Zeit am
gleichen Ort zu haben. Das macht einfach unglaublich viel Laune, auch ohne
Pokals und Ruhm und Ehre. Hier sehe ich im Radsport einen Nachholebedarf, der es
auch leichter möglich macht, den Nachwuchs an den Leistungssport heranzuführen.
Vielleicht hat habe ich hier irgendwas was verpasst oder missverstanden – dann bitte
ich um Aufkärung.
P.S. Weil ich nicht aufgegeben habe, bin ich als 156. von 271
Sportlern in der Gesamtwertung des Lausitz Cup geführt – yippieh…
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